Dünger für Gehirn und Karriere
Neugierde und Lernen haben keine Altersgrenze. Das hat Jens Zimmer bewiesen und mit 49 Jahren den Master in Personalmanagement und Wirtschaftspsychologie (damals noch „Personal und Organisation) absolviert, sein zweites Studium. Unwohl hat er sich inmitten all der jüngeren Studierenden nie gefühlt – im Gegenteil. Was für viele noch immer undenkbar wäre, war für ihn der nächste Schritt in seiner Berufslaufbahn.
Mit 46 Jahren nochmal studieren? Wieso eigentlich nicht, dachte sich Jens Zimmer. Eine Midlife-Crisis war es nicht, sondern der Wunsch nach beruflicher Weiterentwicklung – und vielleicht sogar ein kleiner Neustart. Knapp 20 Jahre ist es her, seit er sein erstes Studium in Publizistik, Germanistik und Biologie mit dem Magister Artium abschloss, danach arbeitete er mit dieser Grundlage bei der Berliner Kommunikationsagentur familie redlich AG – zuerst als Konzepter und Redakteur und später dann als Redaktionsleiter. Dann kommt das Angebot, er könne zusätzlich die Ausbildungsleitung übernehmen. Eine Neuorientierung innerhalb seines Unternehmens.
„Für diesen beruflichen Neustart wollte ich eine stabile Basis“, erklärt Jens Zimmer. Er setzt sich mit seinem Arbeitgeber zusammen, gemeinsam entscheiden sie sich für ein Masterstudium. Von Anfang an war klar, dass es ein duales Studium sein sollte: „Ein Vollzeitstudium hätte nicht zu meiner beruflichen und privaten Situation gepasst.“ Der duale Master am DHBW CAS bringt die nötige Flexibilität.
Erfolgsgeheimnis: Begeisterung und Praxisbezug
Dass es in jungen Jahren einfacher ist, neues Wissen aufzunehmen, hört man häufig. Ob er es denn schafft, mit 20 Jahre jüngeren mitzuhalten, hat Jens Zimmer daher während der Planung seines Studiums sehr beschäftigt. Eine Erkenntnis aus den Tiefen der Hirnforschung machten ihm schließlich Mut: „Eine Veränderung des Gehirns ist auch bis ins hohe Alter möglich, wenn emotionale Zentren angesprochen werden, wenn man also mit Begeisterung lernt. Dann werden spezielle neuroplastische Botenstoffe ausgeschüttet, die wie Dünger wirken und den Umbau im Gehirn fördern.“ Erlebt hat er im Studium beides: Mit Begeisterung fiel ihm das Lernen viel leichter als so manchen Kommiliton*innen, ohne bereitete es ihm manchmal große Mühe, besonders dann, wenn er für sich keinen Praxisbezug finden konnte. Trotzdem: Verstecken musste sich Jens Zimmer keinesfalls: „Mein großes Plus war die Erfahrung, die ich mitbringen konnte. Davon profitierte nicht nur ich selbst, sondern auch meine Kommiliton*innen und Dozent*innen.“
Älter und um einige Erfahrungen reicher, war er mit ganz genauen Vorstellungen in sein zweites Studium gestartet. „Was ich wollte, war praxisnahe Theorie. Bekommen habe ich aber wesentlich mehr“, erzählt er. „Es kam vor, dass ich direkt aus dem Kurs in Heilbronn an meine Chefin in Berlin geschrieben habe, weil die Impulse so gut zu unseren Herausforderungen im Unternehmen passten.“
Bis auf einen kurzen Abstecher ins Bundesinnenministerium hat er sein ganzes Berufsleben bei familie redlich verbracht – und dort soll die Reise auch weitergehen. Deshalb waren die Einblicke in die unterschiedlichen Branchen seiner Kommiliton*innen umso erkenntnisreicher für ihn. Aber auch auf sein eigenes Unternehmen blickt er heute mit anderen Augen: „Mit meiner eigenen Branche hatte ich mich vorher noch nicht aus betriebswirtschaftlicher Sicht beschäftigt, das war definitiv eine neue und mittlerweile sehr wichtige Sichtweise für mich.“ An sein erstes Modul, „Grundlagen des Marketing“, kann er sich deswegen noch ganz genau erinnern, denn dort gewann er eine der für ihn wichtigsten Erkenntnisse seines Studiums: „Die Qualität einer Dienstleistung, im Gegensatz zu der eines Produktes, hängt maßgeblich von dem ab, der sie in Anspruch nimmt.“
Win-Win-Situation
„Wie ich im Nachhinein erfahren habe, war die Professionalisierung unseres Personalbereichs schon 2018 ein Unternehmensziel, dazu passte mein Studium perfekt.“ Eine Win-Win-Situation: Sein Arbeitgeber profitierte von aktuellem Input aus Forschung und Lehre, Jens Zimmer von der Grundlage seiner weiteren Karriere. „Projekte wie die Einführung eines Kompetenzmanagementsystems – das Thema meiner Masterarbeit – hätte ich ohne das Studium kaum so intensiv konzipieren und begleiten können.“ Das setzt er aktuell um, anschließend werden daraus weitere Personalprozesse abgeleitet. Bei familie redlich ist er nun in seiner neuen Position tätig: Themendirektor Personalentwicklung. „Und diese Position fülle ich mit Begeisterung aus.“
Als besonders schöne Erinnerungen bleiben ihm nun die Präsenztage an den Studienstandorten, die er immer wieder versuchte, als Kurzurlaub zu genießen. Kleine Abenteuer, die ihn aus seinem Berufsalltag rissen: „Ich hatte sehr nette Gasteltern in Heilbronn, habe die Städte kennengelernt, in denen ich oft umsteigen musste. Und in Lörrach habe ich kurzerhand auf dem Campingplatz gezeltet.“
Umdenken ist gefragt
Am DHBW CAS werden Lebenslanges Lernen und Neugierde großgeschrieben. Auch wenn Jens Zimmer selbst es normal findet, später im Leben noch einmal zu studieren und sich weiterzubilden, weiß er, dass das noch nicht überall angekommen ist. Für ihn hat sich der Abstecher jedenfalls gelohnt, auch wenn es ein bisschen Überwindung gekostet hat. Geholfen hat ihm dabei ein Zitat des Extremsportlers Jonas Deichmann – und das gibt er gerne an all die weiter, die vielleicht selbst noch mit einer ähnlichen Entscheidung ringen: „Man ist zu viel mehr fähig als man eigentlich denkt. Das Schwierigste ist, sich an die Startlinie zu wagen.“