Wer (m/w/d) bekommt den Job?

Gender Bias, Denkmuster, verzerrte Wahrnehmung – diese Problemfelder brachten die über 60 Human-Resource-Interessierte zum aktuellen Termin der Vortragsreihe des Dualen Masters Personalmanagement und Wirtschaftspsychologie mit. Prof. Dr. Thorsten Krings machte hier und beim anschließenden Austausch die Herausforderungen einer gender-gerechten Personalauswahl deutlich.

Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Frauen sind in bestimmten Fach- und Führungspositionen unterrepräsentiert. Doch woran liegt das? Offensichtlich verknüpfen viele Personalentscheider*innen bewusst oder unbewusst die Eignung für bestimmte Positionen mit dem Geschlecht. Beginnt diese Unterscheidung im Auswahlverfahren? Oder fängt der Gender Bias vielleicht schon viel früher an, nämlich bei der Personalplanung?

Bericht über aktuelle Forschung

Antworten auf diese Fragen bot Prof. Dr. Thorsten Krings, Professor für Personal und Führung an der DHBW Heilbronn, Anfang dieser Woche im Vortrag „Mann oder Frau gesucht? Gender Bias in der Personalauswahl“. Er berichtete von seinem aktuellen Forschungsprojekt: Anhand einer Eye-Tracking-Analyse untersuchte er, wie unterschiedlich Menschen Bewerbungsunterlagen mit geschlechterspezifischen Merkmalen und anonymisierte Bewerbungen wahrnehmen.

Psychologische Entscheidungsfaktoren

Ergebnis: selbst die weiblichen Versuchspersonen wählten Männer mit der schlechteren Eignung für das vorgegebene Stellenangebot aus. Nur bei den anonymisierten Bewerbungen hatte die gut qualifizierte weibliche Bewerberin mit Abstand die Nase vorne. Darauf aufbauend erklärte Krings im Vortrag, welche psychologischen Effekte dazu führen, dass das Geschlecht zu einem Entscheidungsfaktor bei der Personalauswahl wird.

Denkmuster hinterfragen

„Bereits die Stellenausschreibung ist mit maskulin assoziierten Fähigkeiten belegt, dadurch wird bereits bei der Planung unbewusst das Geschlecht des künftigen Stelleninhabers mitgeplant“, führte Krings aus. Wer Anforderungsprofile erstelle oder auch Bewerbungen analysiere, trage viele irrelevante Aspekte in den Prozess hinein. Das verschlechtert die Entscheidungsqualität. Krings empfiehlt daher, laufend eigene Denkmuster zu hinterfragen.

Die Studie von Prof. Dr. Thorsten Krings und Naila Wagner finden Sie in der „Schriftenreihe #Dual - Band 3“ des Zentrums für Hochschuldidaktik und Lebenslanges Lernen (ZHL).

Neugierig geworden?

Die Veranstaltungsreihe des Masterstudiengangs Personalmanagement und Wirtschaftspsychologie bietet weitere Vorträge.

  • „Stereotypen, Vorurteile und Diskriminierung“ am 24. Juni mit Prof. Dr. Angela Diehl-Becker, DHBW Karlsruhe.
  • „Digital Leadership – Führungskompetenzen der Zukunft“ am 22. Juli mit Prof. Dr. Uwe Schirmer, DHBW Lörrach.

Weitere Vortragsthemen sind auf der Anmeldeseite nachlesbar. Die Teilnahme ist kostenlos, wir bitten jedoch um Anmeldung.