Transkulturelle Traumapädagogik: Weiterbildung startet im April

Viele Zugewanderte, insbesondere Geflüchtete, haben Traumatisches erlebt. Nicht alle können oder müssen jedoch therapeutisch versorgt werden. In diesen Fällen kann die Traumapädagogik einen wesentlichen Beitrag leisten. Dazu startet nun ein passendes Weiterbildungsangebot.

Prof. Dr. Dr. Jan Ilhan Kizilhan ist international ein gefragter Mann. Selbst in der New York Times und anderen internationalen Medien sowie bei der UN und der EU stand der Professor der DHBW Villingen-Schwenningen schon Rede und Antwort. Er erforscht Ursachen und Auswirkungen von Gewalt, wie des Genozids an den Jesid*innen durch den IS, sowie transkulturelle traumatherapeutische Konzepte. Jetzt starten sein Institut für Transkulturelle Gesundheitsforschung (ITG) an der DHBW und das DHBW CAS gemeinsam ein neues wissenschaftliches Weiterbildungsangebot. Hochschulabsolvent*innen und Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung in einem psychosozialen oder medizinischen Beruf sowie Lehrer*innen studieren hier „Transkulturelle Traumapädagogik“.

„Mehrkulturalität zeigt sich auch in der medizinisch-therapeutischen beziehungsweise psychosozialen Versorgung und Begleitung betroffener Personen als Alltagswirklichkeit“, sagt Kizilhan. „Verschiedene Lebenswelten und Krankheitskonzepte sowie die daran geknüpften Erwartungen an das Versorgungssystem und die Versorgung an sich wiederspiegeln zunehmend die Bedeutung eines transkulturellen Verständnisses für eine gelingende Arbeitsweise. Transkulturelle Traumapädagogik kann in der nicht-therapeutischen Arbeit mit traumabelasteten Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern einen wesentlichen Beitrag leisten. Wichtig ist, dass die Fachkräfte entsprechend geschult werden.“

Das Angebot ist modular aufgebaut und dreigegliedert. Im Modul „Traumapädagogik und Psychotraumatologie“ lernen die Teilnehmenden die Grundlagen dieser kennen. Zudem werden Handlungs- und Kompetenzbereiche der Traumapädagogik aufgezeigt und diskutiert. Das Modul „Traumapädagogik nach Flucht und Migration“ vermittelt unter anderem Kompetenzen in den Bereichen traumarelevante Migrations- und Fluchtursachen, Verläufe und Auswirkungen von Migration und Akkulturation sowie transkulturelle Aspekte der Traumapädagogik (unter anderem kulturelle Vorstellungen und Konzepte von Krankheit und Gesundheit, kulturspezifische Aspekte der Anamnese, Diagnostik und Intervention, transkulturelle traumapädagogische Methoden und Techniken). Auch rechtliche und ethische Grundlagen werden vorgestellt. Mit dem Modul „Transkulturelle traumapädagogische Fallarbeit“ gehen die Teilnehmenden in medias res: das Modul umfasst die Traumapädagogik mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Migrations- oder Fluchterfahrung, stellt unter anderem die Traumatisierungen in den Lebens- und Entwicklungsphasen vor, zeigt verschiedene interdisziplinäre Interventionsansätze der Traumapädagogik und bietet Raum für die Arbeit an konkreten Fällen.

Der Arbeitsumfang von 450 Unterrichtseinheiten verteilt sich auf sechs zweitägige und eine dreitägige Präsenzveranstaltung (insgesamt 120 Unterrichtseinheiten), auf Selbststudium, kollegiale Fallberatung sowie drei selbst zu organisierende Supervisionen. Nach Abschluss aller drei Modul-Prüfungen erhalten die Teilnehmenden ein qualifiziertes Hochschulzertifikat, das „Certificate of Advanced Studies“ über 15 ECTS-Punkte. Die Teilnahme an den Prüfungen ist optional. Die Leistung kann gegebenenfalls auf einen späteren Dualen Master im Sozialwesen angerechnet werden.

Alle Infos im Flyer.

Fragen beantwortet Claudia Klett (ITG), Tel. +49 77203906-233, klettnoSpam@dhbw-vs.de.