Frühstücksimpuls mit Dr. Brigitte Mohn

Der digitale Frühstücksimpuls der ISoG BW ist ein Format, bei dem wir mit innovativen Gedanken von spannenden Persönlichkeiten in den Tag starten wollen.

Im aktuellen Frühstücksimpuls konnte die Intersectoral School of Governance Baden-Württemberg (ISoG BW) Dr. Brigitte Mohn​​​​​​​ von der Bertelsmann-Stiftung gewinnen. In dem von Dr. Bernd Villhauer (Weltethos-Institut) moderierten Interview führt er sie als eine Persönlichkeit ein, die mit ihrem integrativen Blick und Handlungsansatz geradezu die Grundsätze der ISoG BW verkörpert.

Beginnend mit der Frage nach dem Umgang mit der ökologischen Krise respektive der Klimaherausforderung und den einwirkenden externen Rahmenbedingungen, die die Bertelsmann Stiftung in den Blick nimmt wird ein Reigen an Themen angesprochen. Dazu zählen Fragen nach der politischen Systemgestaltung und Gestaltung der Gesellschaft, Europa/Demokratie sowie die Schwerpunktthemen der Stiftung Gesundheit und regionale/kommunale Kompetenzen. Für Frau Mohn ist Bildung der Schlüssel bzw. die Grundlage für alle diese Themen. Man müsse eben das Ganze im Blick behalten und auf die strategischen Köpfe schauen, die nicht nur vertikal verankert sind.

Bernd Villhauer interessiert der Blick in den „Maschinenraum“ von Bertelsmann. Frau Mohn geht auf die Anfänge der Stiftung zurück, die bewusst in einer operativen Form gegründet wurde. Das sei Privileg und Herausforderung, man müsse eben selber denken. Dabei orientieren sie sich bei Bertelsmann auf der Suche nach Antworten für gesellschaftlichen Problemlagen weltweit; geleitet von dem Anspruch, positive Antworten auf die drängenden Fragen zu finden. Wer sind die richtigen Partner? Welche Angebote können wir machen um diese Aufgaben auch alternativ anzugehen? Frau Mohn sieht die Stiftung als RnD „for the intersectoral solution finding process“ und schreibt ihr einen StartUp-Charakter zu mit klarer Ziellinie und Indikatoren um systemisch Veränderungen zu erreichen.

Aus der Betrachtung heraus, dass im zivilgesellschaftlichen Bereich zu viel projektorientierte Finanzierung erfolge und zu wenig infrastrukturelle Finanzierung für die Potentiale im dritten Sektor bereit stehe hat sie ihre Erfahrung aus der Zeit von McKinsey übertragen um die Leistungsfähigkeit des dritten Sektors zu bewerten und darzulegen für die Weiterentwicklung des Feldes. Ergebnis war die Gründung der Organisation Phineo zu sozialen Themen wie Kinder und Gesundheit oder Betreuung. Dies biete Anknüpfungspunkte für kommunale Organisationen im Sinne einer Co-Production.

„Eine oder einer alleine hat nie recht“ - mit Verweis auf das Gesundheitsbereich, mit dem sie sehr verbunden ist, legt sie dar wie wichtig es ist Probleme aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und sich auch gemeinsam anzuschauen ob die Ansätze hierfür realistisch und tragfähig sind. Hier plädiert sie für mehr Interdisziplinarität in der Analyse und Diagnose. Das Gesundheitssystem sei hierzulande ein sehr geschlossenes System, Krankenhäuser schließen und die ärztliche Versorgung in manchen ländlichen Regionen könne nicht mehr aufrechterhalten werden. Die Frage sei was das Gesundheitssystem brauche. Dazu gehören u.a. ein systemischer Blick und die Rückbesinnung auf den solidarischen Gedanken, wie es den Menschen dienen könne.

Mit der rasanten KI-Entwicklung zeigt sich für Frau Mohn, dass Lösungsräume noch größer werden und menschliche Eigenschaften an Bedeutung verlieren. Wichtig ist für sie auch mit den neuen Möglichkeiten die Gruppe der Betroffenen wie Patienten oder Kinder in der Schule nicht aus dem Blick zu verlieren und deren Einbindung von Beginn an mitzudenken bevor Entscheidungen getroffen werden.

Für sie steht außer Frage, dass wir einen Diskurs brauchen, auch wenn wir nicht zu einer gemeinsamen Meinung kommen. Wir haben eine Riesenchance, Dinge zu bewegen - auch für Frieden, den wir erst wieder lernen und genauso müssen wir uns dafür einzusetzen!

Den Impuls abgerundet haben Fragen aus dem Publikum – ganz in dem Sinne, den Brigitte Mohn sich mehr wünscht: Den Dialog mit Menschen zu führen, die ein anderes Wissen haben.

Wir bedanken uns herzlich bei Brigitte Mohn für die Einblicke, die sie in ihre Tätigkeit und die der Bertelsmann Stiftung gewährt hat und bei Bernd Villhauer für die gewohnt souveräne und anregende Rahmung dieses Gesprächs.