CO2-neutrale Energiewirtschaft bis 2050 - ist das realistisch?

Zur Diskussion dieser hochaktuellen Frage trafen sich rund 70 Teilnehmer*innen mit Prof. Dr.-Ing. Martin Freitag zur Online-Veranstaltung des DHBW CAS. In einem motivierenden Vortrag präsentierte der ehemalige Dekan der Fakultät Technik und Prorektor der DHBW Ravensburg seine Ideen für eine CO2-neutrale Zukunft. Die intensive Fragerunde im Anschluss zeigte, wie viele Fragen dieses Ziel aktuell noch aufwirft.

„Vieles, was in den Medien zu dem Thema angeboten wird, ist wenig sachlich oder sogar falsch und führt eher zu Verwirrung. Daher möchte ich aus dem Blickwinkel des Ingenieurs etwas zur Transparenz beitragen“, startet Prof. Dr.-Ing. Martin Freitag seinen einstündigen Vortrag „CO2-neutrale Energiewirtschaft bis 2050 - ist das realistisch?“

Und tatsächlich erfahren die Zuhörer viele technische und ingenieurwissenschaftliche Fakten und Details. Vor allem aber präsentiert Freitag den Entwurf einer CO2-freien Energiewirtschaft. Er bleibt dabei realistisch: „Der Aufwand und die notwendigen Investitionen zur Vermeidung von CO2-Emissionen sind hoch, aber nichts zu tun wird langfristig noch teurer“, so seine Überzeugung.

Was er empfiehlt? Einerseits das Einsparen von Energie in allen Bereichen. Zugleich regt er an, die Verluste bei der Gewinnung, der Umwandlung, dem Transport und der Nutzung von Energie zu minimieren. „Die Basis einer CO2-freien Energiewirtschaft kann in Deutschland nur die Nutzung von Solar- und Windenergie sein. In der Industrie, im Verkehr und in den Haushalten werden verschiedene Energieträger benötigt, die aus dem grünen Strom hergestellt werden. Dabei spielen die Power-To-Gas- (Methan) und Power-To-Liquid- (Methanol) Techniken eine tragende Rolle. CO2-neutral erzeugtes Methan und Methanol lassen sich mit der vorhandenen Infrastruktur speichern, transportieren, verteilen und nutzen.“ Viele dezentrale Blockheizkraftwerke, die Strom und Wärme erzeugen, sollen die Aufgaben der heutigen kohlebetriebenen Kraftwerke übernehmen.

Dieses Verfahren hat auch Nachteile, die Freitag in seine Überlegungen einbezieht: „Natürlich ist Methan auch ein Treibhausgas. Es wirkt jedoch gegenüber dem Kohlendioxid in der Atmosphäre nur etwa zwölf Jahre klimaschädlich; CO2 dagegen mehrere tausend Jahre. So stellt sich bezüglich der Klimawirkung beim Methan ein akzeptierbares Gleichgewicht auf niedrigem Niveau ein.“ Auch der notwenige enorme Ausbau der Sonnen- und Windenergie ist für ihn ein hochrelevantes Thema. Genauso wie der große Forschungsbedarf bei der Optimierung der Teilprozesse in einer Methan- bzw. Methanol-Energiewirtschaft. Noch ist hier sehr viel zu tun. Doch Freitag zeigt, dass sein Entwurf die aus jetziger Sicht günstigste Lösung ist, die globale Erwärmung zu reduzieren.

Ist denn nun eine CO2-neutrale Energiewirtschaft bis 2050 realistisch? Der Referent gibt hierauf eine zweigeteilte Antwort: Er sieht dieses Ziel für Deutschland als erreichbar an, auch wenn das viel Aufwand und hohe Kosten bedeutet. „Eine weltweite Umsetzung bis zu diesem Zeitpunkt ist nicht zu schaffen“, meint er.

Was denn neben intensiver Forschung und Investitionen noch nötig wäre, um das Ziel zu erreichen, fragt ein Teilnehmer dann in der Diskussion. Auch hier hat der Wissenschaftler eine klare Antwort: „Da muss sich vor allem auch in den Köpfen der Menschen etwas tun und der gesellschaftliche Druck zum Wandel weiter wachsen. Die Technik kann einen wesentlichen Beitrag leisten, indem sie die die Voraussetzungen zur Lösung des Problems schafft.“

Wer weiter in das Thema einsteigen will, findet den Vortrag sowie weitere Videos zum Thema auf YouTube.

Technische Masterstudiengänge des DHBW CAS finden Sie hier: https://www.cas.dhbw.de/masterstudiengaenge/