Changemanagement in der Altenhilfe: Veränderung ist allgegenwärtig
Neun Jahre war Janina Schmid bei der BruderhausDiakonie in Reutlingen – zuerst als duale Bachelorstudentin, danach während ihres dualen Masterstudiums. Jetzt hat sie ihr Studium am DHBW CAS abgeschlossen – mit einer von der Ernst Young Stiftung ausgezeichneten Masterarbeit. Über ihre Thesiswahl, die Ergebnisse und ihre Zeit am DHBW CAS erzählte sie uns in einem Interview.
In Ihrer Masterarbeit haben Sie sich mit Changemanagement in der Altenhilfe befasst. Warum gerade dieses Thema?
Veränderungen sind allgegenwärtig, und in der Altenhilfe steht insbesondere durch die neue Personalbemessung nach §113c SGB XI eine große Veränderung an. Mich hat interessiert, wie solche Veränderungen durch ein strukturiertes Changemanagement begleitet werden können, um die Umsetzung in den Einrichtungen zu erleichtern. Außerdem können gewonnene Erkenntnisse zum Changemanagement weitreichender eingesetzt werden.
Was waren die zentralen Erkenntnisse Ihrer Masterarbeit?
Ein theoriebezogenes Ergebnis meiner Arbeit war die Entwicklung eines Modells für das Changemanagement. Dieses verbindet die Phasen nach Krüger, die in einem Kreislauf aufgrund der kontinuierlichen Veränderung dargestellt sind, mit sieben ermittelten Erfolgsfaktoren, die aufgrund der zentralen Bedeutung in der Mitte platziert und aufgrund der Wechselwirkung zueinander miteinander vernetzt sind.
Als praxisrelevantes Ergebnis meiner Arbeit habe ich auf Grundlage des theoretischen Modells sowie den Erkenntnissen aus Interviews und dem Workshop mit einer Pflegeeinrichtung der BruderhausDiakonie eine Handreichung mit Musterbeispielen, Maßnahmen und Erläuterungen für die technische Umsetzung im Dienstplan entwickelt. Diese soll bei der Umsetzung der neuen Personalbemessung unterstützen. Außerdem dient der von mir entwickelte Handlungsplan als Hilfe für eine konkrete und strukturierte Vorgehensweise zur Umsetzung der Veränderung für Altenhilfeeinrichtungen.
Gab es während Ihrer Arbeit an der Thesis Überraschungen oder unerwartete Erkenntnisse?
Ja, besonders die Interviews mit Expert*innen und der Workshop mit einer Piloteinrichtung haben neue und interessante Erkenntnisse gebracht, die beispielsweise die weiterführende Ausarbeitung des Handlungsplanes beeinflussten.
Wenn Sie an die langfristigen Auswirkungen der neuen Personalbemessung denken – was erwarten Sie?
Ich gehe davon aus, dass die Änderungen weitreichende Folgen haben werden, nicht nur für die Führungskräfte und Mitarbeitenden, sondern auch für die Bewohnerschaft, deren Angehörige sowie externe Stakeholder. Die Anforderungen an Personal- und Kompetenzbedarfen, Qualifikationsmaßnahmen und Stellenprofile werden sich ändern, was großen Einfluss auf die gesamte Struktur und Organisation der Einrichtungen haben wird. Die nächsten Jahre werden das Ausmaß der Veränderung zeigen.
Ihre Arbeit wurde von der EY-Stiftung ausgezeichnet. Was bedeutet diese Anerkennung für Sie?
Die erhaltene Auszeichnung der EY-Stiftung für meine Masterarbeit hat mich sehr gefreut. Sie zeigt mir, dass das Thema meiner Masterarbeit nicht nur relevant ist, sondern auch auf breiter Ebene Anerkennung findet. Für mich persönlich würdigt die Auszeichnung mein eingebrachtes Engagement, welches ich in die Arbeit und das Thema investiert habe. Beruflich gibt sie mir zusätzlichen Ansporn, mich weiterhin intensiv mit dem Thema Changemanagement auseinanderzusetzen und diese Erkenntnisse in meiner Arbeit als HR-Consultant einzubringen. Gleichzeitig freue ich mich, dass durch diese Auszeichnung auch das Bewusstsein für die Herausforderungen in der Sozialbranche gestärkt wird und die Relevanz sowie Aktualität des Themas somit Anerkennung findet.
Nun haben Sie Ihr Masterstudium erfolgreich beendet. Warum haben Sie sich damals für das DHBW CAS entschieden?
Die DHBW kannte ich bereits aus meinem Bachelorstudium an der DHBW Stuttgart, bei der ich sehr positive Erfahrungen gemacht habe. Deshalb war es für mich naheliegend, auch mein Masterstudium dual zu absolvieren. Zuvor habe ich allerdings verschiedene Masterstudiengänge verglichen. Besonders wichtig war mir, berufsbegleitend studieren zu können, da ich meinen Beruf nicht für zwei Jahre unterbrechen wollte. Das Angebot des DHBW CAS hat mich schließlich überzeugt, weil es mir ermöglichte, mein Studium flexibel zu gestalten. Die große Auswahl an Modulen im Studiengang General Business Management war ein entscheidender Faktor. So konnte ich die Module genau auf meine Interessen abstimmen und beruflich relevante Schwerpunkte setzen. Die Praxiserfahrung der Dozenten und die hervorragende Organisation des Studiengangs, die ich bereits im Bachelor kennengelernt hatte, haben meine Erwartungen erneut voll erfüllt.
Das klingt nach einer durchdachten Entscheidung. Wie haben Sie es geschafft, Studium, Beruf und Privatleben zu jonglieren?
Es war nicht immer einfach, allen Ansprüchen und Erwartungen gerecht zu werden. Ein berufsbegleitendes Studium bedeutet viel Zeit und Energie zu investieren. Jedoch sind zwei Jahre eine absehbare Zeit, der gewonnene Mehrwert überwiegt und die Möglichkeit der Wissensvertiefung und -erweiterung motiviert.
Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Was nehmen Sie aus der Zeit Ihres Masterstudiums mit, was Ihnen besonders in Erinnerung bleibt?
Am meisten in Erinnerung bleibt mir der Austausch mit den Mitstudierenden und Dozierenden. Der regelmäßige Zugang zu Fachliteratur sowie die Chance sich kontinuierlich weiterzubilden, waren ebenfalls sehr wertvoll. Es war eine intensive Zeit, aber ich werde sie in guter Erinnerung behalten.
Vielen Dank für das Gespräch!